
2540 RAL-Farben, 2390 Pantone-Farben, 1750 NCS-Farben – angesichts der enormen Auswahl an Farbtönen erstaunt es nicht, dass Architektinnen und Innendesigner oftmals überfordert sind, wenn es um die Farbgestaltung geht. Eine Palette, die über verschiedene Anwendungen normiert ist, kann hier eine grosse Hilfe sein.
Genau das beabsichtigte Le Corbusier mit seiner Polychromie Architecturale: Als Werkzeug für den zielgerichteten Farbeinsatz in der Architektur entwickelt, schliesst die stringente Palette von vornherein unpassende Kombinationen aus. Bunte und unbunte Farbtöne in verschiedenen Helligkeitswerten bieten eine grosse Gestaltungsfreiheit.
Die natürliche Farbpalette von 1931
1931 legt Le Corbusier im Auftrag des Tapetenherstellers Salubra 43 Farbtöne fest, die der Natur entnommen sind und sich ideal für den Einsatz an der Wand eignen. Um einen intuitiven Umgang mit Farbe anzuregen, definiert er sinnlich-haptische Farbzusammenstellungen: Raum, Himmel, Mauer, Samt, Sand und Landschaft. Die Farbnamen der frühen Palette tragen fünfstellige Ziffern, die immer mit 32 beginnen.
Die Kontrastfarben von 1959
Dem Zeitgeist entsprechend ergänzt Le Corbusier 1959 die Palette um 20 kräftige anregende Farben. Sie fügen sich harmonisch in die bestehende Farbpalette von 1931 ein und vervollständigen die Polychromie Architecturale zu einem zeitlosen Instrument für die Gestaltung am Bau. Den Farben ist der Code 4320 vorangestellt, sie reichen von 4320A bis 4320W.
Über alle Lizenznehmer normiert
Le Corbusier schuf nicht nur grosse Architektur, sondern hinterliess auch als Maler, Zeichner, Bildhauer und Möbeldesigner ein umfangreiches Werk. So eignet sich die von ihm erarbeitete Farbpalette nicht nur für die Wand, sondern für einen breiten architektonischen Einsatz. Von Fensterbeschlägen über Rollläden bis zum Teppichboden: Die 63 Farbtöne sind über alle Lizenznehmer normiert und erlauben eine gesamtheitliche und harmonische Raumgestaltung. Ausgewählte Lizenznehmer dürfen die Farben für ihre Produkte verwenden. Was sie mit Le Corbusier gemeinsam haben: Alle eint ein hoher Qualitätsanspruch und das Bedürfnis, etwas Zeitloses zu gestalten.
Le Corbusiers Polychromie Architecturale im Überblick:
Regazzi ist ein Lizenznehmer von Les Couleurs® Le Corbusier®. Les Couleurs AG ist der weltweit exklusive Lizenzgeber der Polychromie Architecturale – gewährt durch die Fondation Le Corbusier®. Les Couleurs® Le Corbusier® ist eine registrierte Marke der Les Couleurs Suisse AG.
« Farbe ist eng mit unserem Wesen verbunden. Jeder von uns hat seine eigene Farbe. Oft sind wir uns dessen nicht bewusst, aber unser Instinkt ist immer richtig.» »
Le Corbusier
Weiss schält die Form und Grösse eines Objektes aus seiner Umgebung heraus. Eine weisse Wand bietet den grösstmöglichen Kontrast zu einem farbigen Gegenstand. Weiss ist nie neutral. Reinweiss ist in der Architektur sogar höchst umstritten. Die beiden Weisstöne in der Polychromie Architecturale sind gebrochen und entsprechen einem Cremeweiss und einem kreidigen Elfenbeinweiss.
Grau und Schwarz lassen Wände und Objekte im Schatten verschwinden. Le Corbusier empfiehlt, dunkles Grau besonders in schattigen Bereichen anzuwenden. Ein in Grau gehaltener Raum wirkt beruhigend auf die Sinne. Le Corbusier hat sieben Grautöne und ein Schwarz in seine Farbpalette aufgenommen.
Blaue Farben lassen den Himmel eintreten und Räume grösser wirken. Eine blaue Wand nimmt sich zurück und überlässt anderen Objekten die Aufmerksamkeit. Ob kühl oder warm, ob beruhigend oder nüchtern – Blau ist die erklärte Lieblingsfarbe in unserem Kulturraum. Blau ist auch in der Polychromie Architecturale stark vertreten: Ganze dreizehn Blautöne finden sich in der Farbpalette – vom Ultramarin über Graublau bis Himmelblau.
Dynamisch oder zurückhaltend, luftig oder schwer – Le Corbusier hat sieben Grüntöne für die architektonische Anwendung zusammengestellt; und jeder wirkt anders. Das dunkle Grün mit einem grossen Blauanteil lässt die Wand nach hinten treten. Das strahlende Grün mit einem hohen Anteil an Gelb lässt den Raum weiter werden. Das gebrochene Grün mit einer Tendenz ins Graue bildet einen neutralen Hintergrund für das Geschehen im Raum. Psychologisch soll Grün ausgleichend und beruhigend wirken, besonders wenn es an die Farben des Waldes erinnert.
Sandig, erdig, sonnig – ockerfarbene Wände wirken mediterran und freundlich. Sie lassen das Licht ein und vergrössern den Raum optisch. Drei Ockerfarben finden sich in der Polychromie Architecturale – und nur ein Gelb. Denn Gelb ist mit Vorsicht einzusetzen und nur an Wänden und Orten, die bereits von der Sonne bevorzugt sind. Erst dann kommt es richtig zur Geltung.
Energetisch und strahlend, aber Orange wirkt rasch künstlich und kann überfordern. Die Farbpalette von Le Corbusier kennt drei leuchtende Orangetöne und ein sandiges blasses Orange, das sich auch als Muralfarbe eignet.
Stimulierend und mächtig kennt die Polychromie Architecturale acht Rottöne, die von Knallrot über Blassrosa bis Pink changieren. Rot akzentuiert die Materialität eines Objektes. Ein dunkles kräftiges Rot verleiht einer Wand Festigkeit. Das blasse Rosa jedoch nimmt sich diskret zurück.
Die Naturtöne spielen in der frühen Farbpalette eine grosse Rolle Acht Rotocker- und Brauntöne definierte Le Corbusier 1931, ein dunkles Tiefbraun kam in den späten Fünfzigerjahren dazu. In der traditionellen Linie historischer Architektur akzentuieren Rotocker und Braun die Struktur der Oberfläche und holen sie in den Vordergrund. Je blasser, desto zurückhaltender und neutraler wird ihre Wirkung.
Umber stellt Objekte in den Schatten, wirkt aber lebendiger als Grau oder Schwarz. Le Corbusiers Farbpalette bietet sieben natürlich wirkende Umbertöne an.